Migrationssensible Pädagogik


AUSGANGSLAGE

Die Bundesrepublik Deutschland ist nicht erst seit dem Anstieg der Flüchtlingszahlen eines der zentralen Einwanderungsländer Europas und der Welt. Mittlerweile habe ca. 20 Prozent der hier lebenden Menschen einen sogenannten Migrationshintergund. Da es sich hierbei auch um potenzielle Adressaten der Kinder-, Jugend- und Behindertenhilfe handelt, muss die Soziale Arbeit hierauf mit entsprechenden Qualifizierungsmaßnahmen reagieren. Im Vordergrund steht hier eine migrationssensible Haltung, die die spezifischen Lebensbedingungen von Migrant_innen in den Blick nimmt. Diese Haltung sollte von Anerkennung, Wertschätzung und Empathie gekennzeichnet sein. Ziel unserer Ausbildungen, Seminare und Trainings zu dieser Thematik ist nicht die Vermittlung von Wissen über andere Kulturen, sondern der professionelle und selbstreflexive Umgang mit Irritationen und Störungen, die im Umgang mit Menschen, die andere kulturelle Prägungen haben, auftreten können. Dabei ist zu betonen, dass die größte kulturelle Differenz immer geringer ist, als die Gemeinsamkeit, die sich aus unserem Menschsein ergibt.


SCHULUNGSANGEBOT

1. Migrationssensible- und rassismuskritische Kompetenzen im Umgang mit Migranten
Ausgehend von wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Thema Migration und Rassismus wird in diesem Seminar Hintergrundwissen zu diesen Themenkomplexen vermittelt. Kinder und Jugendliche mit einem sogenannten „Migrationshintergund“ sind in ihrem Alltag spezifischen Belastungen ausgesetzt. Hierzu zählt insbesondere das Phänomen des Alltagsrassismus. Dieser löst bei den Betroffenen extreme psychische Belastungen aus und ist ein Risikofaktor für die Entwicklung psychischer Störungen. Aufgrund der im Kinder- und Jugendhilfegesetz vorgeschriebenen Adressatenorientierung müssen Einrichtungen der Sozialen Arbeit diese Belastung in den Blick nehmen, um den Betroffenen eine bestmögliche Unterstützung und ein heilendes Milieu zu bieten. Im Mittelpunkt steht hierbei die eigene professionelle Haltung zu den genannten Themen.


Trainer
Henning Schnieder
Jimena Mejia-Gil
Seminardauer
Zweitägig


INHALT

✔ Hintergrundinformationen zum Thema Migration
✔ Rechtliche Aspekte
✔ Interkulturalität
✔ Migrationsstress
✔ Sequentielle Traumatisierung
✔ Übertragungen und Gegenübertragungen im Umgang mit Migranten
✔ Professioneller Umgang mit Vorurteilen


METHODE

✔ Vortrag
✔ Einzel- und Gruppenarbeit
✔ Interaktive Methoden


SCHULUNGSANGEBOT

2. Krisenkompetenz im Umgang mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen
Durch die weltweite Ausweitung von Krisen sehen sich immer mehr Menschen gezwungen, ihre Heimatländer zu verlassen. Eine Gruppe, die von diesen Entwicklungen in besonders schwerwiegender Weise betroffen ist, sind unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Im Jahr 2015 haben deutsche Jugendämter über 30.000 Flüchtlingskinder in Obhut nehmen müssen. Diese leiden in einer nicht geringen Zahl unter psychischen Störungen aufgrund traumatisierender Ereignisse vor, während und nach ihrer Fluchtgeschichte. In diesem Zusammenhang wird auch von einer sequentiellen Traumatisierung gesprochen. Pädagogische Fachkräfte werden hier vor erhebliche Anforderungen gestellt. Sie haben aufgrund der im Kinder- und Jugendhilfegesetz vorgeschriebenen Adressatenorientierung die Aufgabe, den Flüchtlingen eine angemessene Förderung und Unterstützung zu ermöglichen. Neben der komplexen rechtlichen Situation, Traumata und Traumafolgestörungen müssen die Flüchtlingskinder die Aufgabe der Integration bewerkstelligen. Diese Punkte stellen an alle Beteiligten immense Herausforderungen.


Trainer
Henning Schnieder
Frank Stöckler
Kurt Thünemann
Seminardauer
Zweitägig


INHALT

✔ Migrationsstress
✔ Sequentielle Traumatisierung
✔ Wahrnehmung von Gewalt
✔ Klinische Pädagogik
✔ Regulationsstörung
✔ Aggressionstypisierung
✔ Krisenmodell
✔ Professionelles Feedback
✔ Burn-out Prophylaxe


METHODE

✔ Vortrag
✔ Einzel- und Gruppenarbeit
✔ Fallarbeit
✔ Stressindizierte Rollenspiele
✔ Videofeedback


SCHULUNGSANGEBOT

3. Asyl-, Aufenthalts- und Kinder- und Jugendhilferecht
Die rechtlichen Bedingungen des Aufnahmelandes bestimmen das Leben der Kinder und Jugendlichen bzgl. ihrer Versorgung und Zukunftsaussichten. Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sehen sich im Aufnahmeland mit einer Vielzahl von Behördengängen und verwaltungstechnischen Vorschriften konfrontiert. Daher ist der sichere Umgang mit den rechtlichen Grundlagen eine wichtige Voraussetzung für die professionellen Helfer_innen, um den Kindern und Jugendlichen unterstützend zur Seite zu stehen. Hierbei ist es wichtig, die rechtlichen Grundlagen für das Asylverfahren, das Aufenthaltsrecht und die damit einhergehenden Möglichkeiten bzw. Einschränkungen nach dem Kinder- und Jugendhilferecht zu kennen. In diesem Modul wird ein vertiefter Umgang mit gesetzlichen Bestimmungen vermittelt.


Trainer
Jimena Mejia-Gil
Seminardauer
Eintägig


INHALT

✔ Das Asylverfahren
✔ Aufenthaltsrecht für UMF
✔ Möglichkeiten nach dem Kinder- und Jugendhilferecht
✔ Rechte und Pflichten UMF


METHODE

✔ Vortrag
✔ Einzel- und Gruppenarbeit
✔ Fallarbeit


SCHULUNGSANGEBOT

4. Migrationssensible Supervision
Das Thema Migration muss auch in Supervisionsprozessen verstärkt in den Blick genommen werden. Die Begegnung mit dem „Fremden“ kann verschiedenste Prozesse in den Betroffenen auslösen. Insbesondere das Spannungsfeld zwischen Angst und Neugier ist hier zu betonen. Beide Prozesse können zu Wahrnehmungsverzerrungen führen und die professionelle Arbeit und damit die Beziehungsgestaltung zwischen Profi und Klient extrem beeinflussen. Weiterhin ist die Begegnung mit Menschen anderer kultureller Prägungen immer eine Begegnung mit fremden und verdrängten Inhalten der eigenen Kultur. Solange diese Inhalte unbewusst bleiben, beeinflussen Sie die Beziehungsgestaltung.


INHALT/METHODE

Die hier angebotene Supervisionsform ist psychoanalytisch und sozialwissenschaftlich orientiert. Eine „Migrationssensible Supervision“ hat neben den generellen Zielen von Supervision zum Ziel, die eigenen kulturellen Prägungen bewusst zu machen. Hierzu zählt insbesondere die Auseinandersetzung mit den Vorstellungen und Vorurteilen über fremde Kulturen. Hier ist einer Haltung der Unschuld und Verantwortung unerlässlich. Ausdruck dieser Haltung ist, dass in jeder Gesellschaft bestimmte Vorurteile existieren und Menschen durch diese in ihrer Sozialisation geprägt werden. Es geht darum sich seiner Vorurteile bewusst zu werden und sich selbstreflexiv mit diesen auseinanderzusetzen.


Weiterhin ist im Umgang mit Flüchtlingen vor allem die Reflexion der eigenen Biografie im Kontext von Krieg, Verfolgung und Migration von immenser Bedeutung. Die Bearbeitung von unbewussten biografischen Motiven in der professionellen Rolle kann in einen Kreislauf aus Ohnmacht, Verzweiflung und schließlich in den Burn.out führen. Das Bewusstmachen eigener Prägungen stellt einen unerlässlichen Schutzfaktor gegen das Ausbrennen dar.


ZIEL

Oberstes Ziel ist die Erhaltung der Motivation und Arbeitsfähigkeit in einem hochkomplexen Arbeitsfeld. Dabei ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie hilfreich, da diese Einfluss auf die professionelle Rolle nimmt. Im Mittelpunkt stehen weiter Konflikte, die sich aus dem Dreieck Person, Rolle und Institution ergeben können.



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